Kama Jackowska

Time passing invisible walls… more

Under the layers of time.

Kama Jackowska, consequently deals with the subject of passing time in her works, as well as the destructive and constructive power of the time. The artist initially placed her interest in distant history, and then focused on World War II but in her latest  works she transfers her considerations to a more contemporary and universal sphere.

How she herself talks about her work: “I am interested in the functioning of closed territories, delimited by visible or invisible walls. The starting point for many of my artwork was the Warsaw Ghetto, but in the course of the creative process, the works started to refer to a broader context and the currently valid topic of closed zones, such as refugee camps or enclaves of the excluded (Roma settlements).  I am interested in how we cope with the presence of such areas or their relics from the past – whether we rationalise their presence or the memory of them. Is the previously defined borderline still functioning or does it dwindle along with the physical degradation of the wall? Ghetto is not only the material sphere, it is also – if not primarily – its inhabitant – human beings, along with their exclusion, degradation, drama and emotions. Are these elements always the same, do they disappear after the ghetto is dismantled, or are they deeply rooted in its existence and their remnants continue to permeate the contemporary reality despite the passing time? To find an answer for those questions I am ‘building’ my own city plans that combines of all those elements, that are having their place in time and space order. ”

The key word to understand her artwork is word – layers. All of her prints combine of layers that refers to different moments, situations, remains or emotions. Layers are covered by layers, it is making them not only less visible but it is especially changing  their meaning, significance and context. Layers create new layers / objects that function in new context. Kama is building her artwork using her archaeological experience.

Kama works mainly with hand printed experimental screen-print, but printing itself is actually crucial for her creative process. At the beginning she creates manually a motif by drawing or painting on a transparent paper. Every motif will be used later to expose a separate screen. When she prints, she uses  screens like brushes, that not only paint new elements, but also hide those that are not necessary any more.  Since some of her prints consist of many layers (even more than 20), they are created during long period of time – that might be months or even years. Thanks to this process her artwork is absolutely unique.

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Seit jeher interessiere ich mich für das Verstreichen der Zeit, diesem Thema sind auch meine grafischen und plastischen Arbeiten gewidmet. Wie lässt sich anhand der Überreste, die in übereinanderliegenden Schichten entdeckt werden, die Vergangenheit in ihrem ganzen Reichtum wie auch ihrer Komplexität entschlüsseln? Auf welche Weise können uns die Bruchstücke, die korrodierten Metall- und zerbrochenen Steinwerkzeuge den Reichtum jenes Lebens entdecken helfen, die Wahrheit über Menschen, die längst verstorben sind? Experimente mit der abstrakten Rekonstruktion weit zurückliegender Vergangenheiten  führten mich rasch zu Reflexionen über die jüngere Vergangenheit, bei der wir nicht nur um das Zeitzeugenwissen reicher sind, sondern auf dem auch meine subjektive Lebenserfahrung mit ihrer steten Dominanz lastet.  Dennoch sind meine Arbeiten weder historisch noch politisch noch moralisierend motiviert  – sie greifen das Verbliebene auf und führen sein Fortleben vor Augen. Mich interessiert, wie wir vergessen, denn je länger Ereignisse zurückliegen, je tiefer sie in die Vergangenheit hinab sinken, desto weniger erinnern wir uns an sie.  Haben in unserer Erinnerung nur die wichtigsten, repräsentativsten Dinge Bestand? Kann man die Behauptung wagen, dass das Verbleibende die Essenz der Dinge ist? Gerade sie möchte ich erfassen.

Meine Arbeiten entstehen aus der Verknüpfung der Erfahrungen einer Künstlerin und Archäologin. Die Archäologin beschreibt die Vergangenheit mit ihrer eigenen Sprache auf der Basis der überlieferten Bruchstücke von Dingen, die in Schichten freigelegt werden, die der Abfolge der einzelnen Zeiträume entsprechen – diese Methode nutze ich für den formalen Aufbau meiner Arbeiten, die aus einer großen Zahl aufeinander errichteter Schichten bestehen, die die tieferen Schichten überdecken. Ich habe dabei die Schemata der archäologischen Sprache auf die Beschreibung und Synthese zeithistorischer Ereignisse angewandt. Ich besuche konkrete Orte und versuche, vergessene Zeugnisse der Vergangenheit ausfindig zu machen, ihre Geschichte zu entziffern und eine ganz eigene Landkarte des Erinnerns und Vergessens zu schaffen.

Meine Arbeiten oszillieren zwischen Grafik und Malerei. Sie entstehen in Siebdrucktechnik, bei der die Matrize als eine Art Pinsel fungiert, ich entwickle experimentelle Druckverfahren. Für die Schaffung meiner Arbeiten nutze ich eigene Zeichnungen und Malerei. Alle Grafiken sind einzigartig; was sie verbindet, ist einzig die Nutzung eines analogen Matrizensets, abgezogen werden sie in verschiedener Anordnung, Anzahl, Kadrierung und Koloristik. Auch das Denken verfährt hier strikt malerisch – die Grafik (d.h. der einzelne Abzug) entsteht im Schaffensprozess des Abziehens.