Marcin Kowalik

Es gibt immer eine andere Seite des Spiegels … mehr

Alice im Land Dazwischen.

Es ist ein geistreiches Rendezvous. Einmal in den Bann der fabelhaften Konstruktionen gezogen – für immer gefangen in einer Welt von mysteriösen Zyklen: Der Raum der Reise, Die Landschaft in der Box, Das Unbekannte Königreich, Zurück zu den Grundlagen, Die Phase der Spiegel. Geometrie stößt mit Farbexplosionen zusammen und verschmilzt im Mosaik von flachen Figuren zu dreidimensionalen Illusionen einer phantastischen Märchenlandschaft. Das Gegenwärtige dehnt sich aus, wird zum intellektuellen Rätsel.

Das Malen ist die Quelle der Suche. Einer Forschung zu Effekten der einzelnen Bestandteile eines Bildes. Die Interpretation ist oft eine Form der kreativen Dekonstruktion. Marcin Kowalik analysiert und zerlegt Inhalte von Gemälden der Alten Meister, genauso wie seine eigenen, übersetzt sie, und interpretiert sie neu, mit einer neuen Qualität. Eine weitere Realität entsteht als Reflexion der Wiederzusammenstellung von existierenden Komponenten: Zerfall und Neuordnung lassen unerwartete Konstellationen, Formen und Wesen entstehen. „Ein gutes Kunstwerk entspringt dem Glauben an die Unendlichkeit von Raum und Zeit.“

Die Analyse dient nicht lediglich der Erkenntnis über die ultimative Bedeutung des Bildes, was völlig unmöglich ist, sondern vielmehr der Beweisführung, dass immer eine weitere und weitere Version von Bedeutsamkeit denkbar ist. Dies mit der Überzeugung, dass Beides – das Alte und das Neue –  genauso wertvoll sind, solange man sich einer dritten Perspektive bedient – eines triton genos, des Raumes über alle Kategorien des Intellekts hinaus: die Sinne, das Ratio,  jegliche Meinung und Assoziation,  jede Vorstellung von Wahrheit, jede Form der Ehrung und der Ablehnung. Es ist der Raum der Räume – der Raum der Vorahnung.

„Es ist extrem schwer ein völlig flaches Bild zu malen“. Indem er sich in die Rolle des Betrachters begibt, führt Marcin Kowalik einen Diskurs darüber, was auf dem Bild zu sehen ist. Wenn wir den Moment der Betrachtung verlassen, bleibt immer ein Nachsinnen, ein Schatten der Vorstellung in uns, die wir dann immer weiter verarbeiten und neu gruppieren. Das Bild erfindet sich neu. Wie Alice im Wunderland versuchen wir in das Bild mit unseren Gedanken hinein zu gehen und ihm das zu entlocken, was wir als Wunderbares begreifen können. Sogar wenn sich die Konstruktion des Bildes offenbart, bleiben wir immer alleine mit der „anderen Seite“ des Bildes, so verlockend nahe und greifbar, doch immer unerreichbar – egal, auf welcher Seite des Spiegels wir uns befinden.